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Kaufhilfe

Die Art der Verwendung bestimmt, welches Seil das optimale ist. Es kann durchaus sinnvoll sein, sich mehrere verschiedene Seile anzuschaffen, die je nach Tour zum Einsatz kommen. So ist für abriebintensive Nutzung wie Routen ausbouldern oder Topropen ein Seil mit höherem Mantelanteil nützlich, für alpine Anwendung, vor allem im Eis, empfiehlt sich ein imprägniertes Seil, bei möglicher Scharfkantenbelastung oder längeren Abseilstrecken sind Zwillings- oder Halbseile erste Wahl. Im folgenden werden einige Beispiele von typischen Anwendungen mit den jeweils spezifischen Anforderungen an das Seil aufgeführt:
Alpines Bergsteigen
z.B. Watzmann-Ostwand, Salbitschijen Sobald schwieriger Fels ins Spiel kommt und die Schwierigkeiten so homogen sind, dass Stürze jederzeit möglich sind, wird klassisch von Stand zu Stand gesichert. Ob Einfach- oder Halb- resp. Zwillingsseile verwendet werden, hängt primär davon ab, ob abgeseilt oder abgestiegen wird. In gestuftem Gelände sind oft kürzere Seillängen sinnvoll.
Lange Eis- und kombinierte Routen
z.B. Walkerpfeiler, Droites-Nordwand, schwere Wasserfälle Nur Halb- oder Zwillingsseile bieten höchste Sicherheitsreserven und erlauben lange Abseillängen in schwierigem Gelände. Imprägnierung, Handling und niedriges Gewicht sichern flotte, ermüdungsarme Handhabung. Lange Seillängen helfen vor allem in reinen Eiswänden, Zeit für Standplatzbau zu sparen.
Eisklettern / Drytooling
z.B. Urnerboden, Thunklamm, gefrorene Wasserfälle Die Anforderungen ähneln denen beim Sportklettern, doch ist eine Imprägnierung wesentlich. In eingebohrten Mixedrouten kann ein Einfachseil leichteres Handling bieten; in scharfkantigem Felsgelände ist die Sicherheitsreserve eines Zwillingsseiles willkommen. In schlecht gesicherten Mixedclimbs schottischen Zuschnitts reduziert die Halbseiltechnik die Belastung der Sicherungskette.
Hochtouren
z.B. Jungfrau, Matterhorn, Biancograt Bei klassischen Touren mit kombiniertem Gelände und einzelnen Kletterpassagen bis zum 4. oder 5. Grad wird meist abgestiegen, nicht abgeseilt. Hier verwendet man mit Vorteil leichte Einfachseile oder man nimmt einen Halbseilstrang doppelt, kann dann aber nur die halbe Seillänge nützen. Das Einfachseil ist einfacher zu bedienen als zwei Halb- oder Zwillingsseile. Auch hier empfiehlt sich eine Imprägnierung.
Alpines Sportklettern
z.B. Schüsselkar, Rätikon, Wendenstöcke Die Zwillingsseiltechnik bietet optimale Sicherheitsreserve und volle Abseillänge. Eine Imprägnierung ist bei Wetterumschwung nützlich. Scharfkantenfestigkeit wird durch die verwendeten Zwillings- oder Halbseile gewährleistet.
Sportklettern
z.B. Arco, Südfrankreich, Thailand Gelegentliche Stürze machen ein stabiles Seil wichtig. Der Fangstoss kann durch dynamische Sicherung begrenzt werden. Handling und Gewicht sollten für Grenzleistungen optimal sein. Längere Seile (70/80 m) sind für viele moderne Sportklettergebiete zum Umlenken nötig.
Hallenklettern
Das Kunstharz der Halle verschleisst ein Seil schneller; stabilere Seile und dickerer Mantel sind von Vorteil.
Workout mit häufigen Stürzen
z.B. Training im Klettergarten Häufige Stürze verschleissen das Seil besonders stark. Deshalb sind hier die Arbeitstiere unter den Seilen gefragt. Das Gewicht ist weniger wichtig als die Langlebigkeit.
Top Rope / Kursbetrieb
Viel Reibung, starke Abnützung; festere Mantelkonstruktionen sind von Vorteil. Solange nur Nachstiegsstürze möglich sind, kann unter Umständen auch mit einem Halbseil gesichert werden.
Bigwallklettern
z.B. El Capitan, Val di Mello Für die Bigwalltechnik wird meist ein Einfachseil zum Vorstieg und ein Statikseil zum Nachziehen des Materialsacks verwendet. Viel Sicherheitsreserve und ein abriebfester Mantel sind für das Seil wünschenswert.
Rettung
z.B. Bergwacht Bei Seilen für Bergrettungseinsätze sind hohe Sicherheitsreserven und niedrige Gebrauchsdehnung die wichtigsten Eigenschaften.